XEPHYR
2003-07-10 13:33:42 UTC
"Indessen schritt sein Geist gewaltig fort
Ins Ewige des Wahren, Guten, Schoenen,
Und hinter ihm, in wesenlosem Scheine,
Lag, was uns alle baendigt, das Gemeine."
[Goethe: Strophe aus dem Epilog zu Schillers Glocke]
Immer wenn Kultur in Begrifflichkeiten des "Wahren, Guten,Schönen"
ausgedrückt wird, dann habe ich das Gefühl es würde mir etwas fehlen,
denn für meine Begriffe besteht Kultur immer aus vier Parametern und
nicht nur aus den drei oben Genannten. Um herauszufinden welcher Teil
der Kultur uns da unterschlagen wird, wollen wir einmal annehmen, daß
mit dem "Wahren, Guten, Schönen" die Ziele einzelner kultureller
Disziplinen gemeint wären und versuchen uns an einer möglichen Zuordnung.
Das "Wahre" erscheint mir als Zieldefinition der Wissenschaften, denn
die Suche nach absoluter Wahrheit ist ihr höchstes Prinzip. Wobei ich
annehme, daß letztendlich eine absolute und objektive Wahrheit sich
entweder mit dem Common Sense oder mit dem Glauben an die Funktionalität
und Aussagekraft von Meßgeräten zufriedengeben muß.
Das "Gute" sehe ich im Weiteren als Ziel der Religionen, die das Gute
gerne mit Gott verknüpfen und sich zusammen mit den Wissenschaften
dadurch gruppieren, daß auch die Religionen auf der Suche nach Wahr-
heit sind, solange sich diese mit dem Guten, also Gott, vereinbaren
läßt.
Die erste Gruppe kultureller Parameter scheint also aus Religion und
Wissenschaft zu bestehen. Ich hatte ja auch schon an anderen Stellen
erwähnt, daß ich glaube, daß Wissenschaft immer aus Religion hervor-
geht. Die aufklärerische Wissenschaft befreit den religiösen Menschen
von dem nicht zu gewinnenden Kampf gegen das Böse, indem sie das Pos-
tulat des guten Gottes durch das Postulat der absoluten Wahrheit
ersetzt. Natürlich wiederlegt ein physikalisches Experiment nicht
die Möglichkeit einer spirituellen Ursache, aber man hat zumindest
die Wahl - und damit wird die Existenznotwendigkeit eines Guten,
respektive Gottes, unnötig gemacht.
Insofern hat Wissenschaft entschiedene Vorteile gegenüber der
Religion, ich möchte aber betonen, daß eine Entwicklung von
Wissenschaft ohne Religion mir nicht möglich scheint, im Gegenteil,
Wissenschaft muß sich an ihren religiösen Vorbildern und Vorgängern
orientieren und ersetzt deren Gott des Guten durch ihren "Gott" der
absoluten materiellen Wahrheit. Ich bin der Meinung, daß dadurch
Wissenschaft nicht wirklich weniger metaphysisch als Religion wird,
denn die Sprüche der Religionen von "den Wundern von Gottes Schöpfung"
werden einfach abgelöst von der wissenschaftlichen Präsentation von
"ich glaube nur was ich sehe/messe"-Physik-Experimenten einer eigenen
Schöpfung.
An dritter Stelle des "Wahren, Guten, Schönen" steht das Schöne.
Es ist dies nun offensichtlich das Ziel der Kunst. Damit haben wir
unsere drei genannten kulturellen Parameter entschlüsselt und
können vermuten, daß hier behauptet wird, Kultur bestünde (nur) aus
Wissenschaft, Religion und Kunst. Wie ich bereits Eingangs an-
deutete fehlt mir dabei etwas und das ist natürlich die Magie!
Magie hat als oberstes Ziel die Ganzheitlichkeit und steht damit
im Kontrast zu trennenden und teilenden Bewegungen. Die Zahl
des Magus, als Personifikation der Magie, ist die Eins und
damit die Vollständigkeit und die Vollkommenheit. Das Ziel der
Magie ist also das Ganze und ich ergänze (sic!) unseren Satz
der kulturellen Parameter nun entsprechend auf
"Dem Wahren, Guten, Schönen, Ganzen".
Man fragt sich natürlich warum ist die Magie bei der Nennung
der kulturellen Bestandteile unterschlagen worden? Es gibt
sicherlich viele Gründe aber einen davon finde ich besonders
interessant. Es gibt nämlich eine Parallele zu den Geschehnissen
um die Tetragrammatonformel "YHVH", die in ihrer Jüdischen Ur-
form noch die schöne Interpretation als vollständige Familie zu-
ließ. Also Yod als Vater, Heh als Mutter, Vau als Sohn und
das End-Heh als Tochter. Mit der Adaption der Jüdischen
Religion durch das Christentum wurde dann ein Shin, wie ein
Keil, mitten in das Tetragramm gepresst und es entstand zunächst
"YHShVH", vokalisiert Joshua (kurz: Jesus) und in der Folge wurde
durch den prominenten Sohn aus der Heiligen Vierer-Familie von
ursprünglich Vater, Mutter, Tochter und Sohn, eine Heilige
Dreieinigkeit von Gott (Vater), Heiliger Geist (Mutter) und Sohn.
Was dabei wegfiel war die Tochter, das End-Heh.
Ist es möglich, daß unsere kulturellen Aspekte des "Wahren, Guten,
Schönen, Ganzen" auf YHVH zurückführbar sind? Könnte Yod, der
Vater, die Wissenschaft bedeuten, Heh, die Mutter, das Gute sein
und Apollo, der Schöne, etwa der Sohn sein? Dann wäre die Tochter,
die Ganzheitlichkeit, nicht nur aus der Religion ausgemerzt worden,
sondern es hätte auch den Versuch gegeben, sie komplett aus der
Kultur zu löschen. Und dann wäre auch die Magie weiblich, eine
junge Frau: Diana, Sophia, Anima, Babalon. Ein wirklich interessanter
Gedanke und ich habe beschlossen diesen Gedanken nicht zu bekämpfen,
sondern ihn einfach zu erfühlen.
Ins Ewige des Wahren, Guten, Schoenen,
Und hinter ihm, in wesenlosem Scheine,
Lag, was uns alle baendigt, das Gemeine."
[Goethe: Strophe aus dem Epilog zu Schillers Glocke]
Immer wenn Kultur in Begrifflichkeiten des "Wahren, Guten,Schönen"
ausgedrückt wird, dann habe ich das Gefühl es würde mir etwas fehlen,
denn für meine Begriffe besteht Kultur immer aus vier Parametern und
nicht nur aus den drei oben Genannten. Um herauszufinden welcher Teil
der Kultur uns da unterschlagen wird, wollen wir einmal annehmen, daß
mit dem "Wahren, Guten, Schönen" die Ziele einzelner kultureller
Disziplinen gemeint wären und versuchen uns an einer möglichen Zuordnung.
Das "Wahre" erscheint mir als Zieldefinition der Wissenschaften, denn
die Suche nach absoluter Wahrheit ist ihr höchstes Prinzip. Wobei ich
annehme, daß letztendlich eine absolute und objektive Wahrheit sich
entweder mit dem Common Sense oder mit dem Glauben an die Funktionalität
und Aussagekraft von Meßgeräten zufriedengeben muß.
Das "Gute" sehe ich im Weiteren als Ziel der Religionen, die das Gute
gerne mit Gott verknüpfen und sich zusammen mit den Wissenschaften
dadurch gruppieren, daß auch die Religionen auf der Suche nach Wahr-
heit sind, solange sich diese mit dem Guten, also Gott, vereinbaren
läßt.
Die erste Gruppe kultureller Parameter scheint also aus Religion und
Wissenschaft zu bestehen. Ich hatte ja auch schon an anderen Stellen
erwähnt, daß ich glaube, daß Wissenschaft immer aus Religion hervor-
geht. Die aufklärerische Wissenschaft befreit den religiösen Menschen
von dem nicht zu gewinnenden Kampf gegen das Böse, indem sie das Pos-
tulat des guten Gottes durch das Postulat der absoluten Wahrheit
ersetzt. Natürlich wiederlegt ein physikalisches Experiment nicht
die Möglichkeit einer spirituellen Ursache, aber man hat zumindest
die Wahl - und damit wird die Existenznotwendigkeit eines Guten,
respektive Gottes, unnötig gemacht.
Insofern hat Wissenschaft entschiedene Vorteile gegenüber der
Religion, ich möchte aber betonen, daß eine Entwicklung von
Wissenschaft ohne Religion mir nicht möglich scheint, im Gegenteil,
Wissenschaft muß sich an ihren religiösen Vorbildern und Vorgängern
orientieren und ersetzt deren Gott des Guten durch ihren "Gott" der
absoluten materiellen Wahrheit. Ich bin der Meinung, daß dadurch
Wissenschaft nicht wirklich weniger metaphysisch als Religion wird,
denn die Sprüche der Religionen von "den Wundern von Gottes Schöpfung"
werden einfach abgelöst von der wissenschaftlichen Präsentation von
"ich glaube nur was ich sehe/messe"-Physik-Experimenten einer eigenen
Schöpfung.
An dritter Stelle des "Wahren, Guten, Schönen" steht das Schöne.
Es ist dies nun offensichtlich das Ziel der Kunst. Damit haben wir
unsere drei genannten kulturellen Parameter entschlüsselt und
können vermuten, daß hier behauptet wird, Kultur bestünde (nur) aus
Wissenschaft, Religion und Kunst. Wie ich bereits Eingangs an-
deutete fehlt mir dabei etwas und das ist natürlich die Magie!
Magie hat als oberstes Ziel die Ganzheitlichkeit und steht damit
im Kontrast zu trennenden und teilenden Bewegungen. Die Zahl
des Magus, als Personifikation der Magie, ist die Eins und
damit die Vollständigkeit und die Vollkommenheit. Das Ziel der
Magie ist also das Ganze und ich ergänze (sic!) unseren Satz
der kulturellen Parameter nun entsprechend auf
"Dem Wahren, Guten, Schönen, Ganzen".
Man fragt sich natürlich warum ist die Magie bei der Nennung
der kulturellen Bestandteile unterschlagen worden? Es gibt
sicherlich viele Gründe aber einen davon finde ich besonders
interessant. Es gibt nämlich eine Parallele zu den Geschehnissen
um die Tetragrammatonformel "YHVH", die in ihrer Jüdischen Ur-
form noch die schöne Interpretation als vollständige Familie zu-
ließ. Also Yod als Vater, Heh als Mutter, Vau als Sohn und
das End-Heh als Tochter. Mit der Adaption der Jüdischen
Religion durch das Christentum wurde dann ein Shin, wie ein
Keil, mitten in das Tetragramm gepresst und es entstand zunächst
"YHShVH", vokalisiert Joshua (kurz: Jesus) und in der Folge wurde
durch den prominenten Sohn aus der Heiligen Vierer-Familie von
ursprünglich Vater, Mutter, Tochter und Sohn, eine Heilige
Dreieinigkeit von Gott (Vater), Heiliger Geist (Mutter) und Sohn.
Was dabei wegfiel war die Tochter, das End-Heh.
Ist es möglich, daß unsere kulturellen Aspekte des "Wahren, Guten,
Schönen, Ganzen" auf YHVH zurückführbar sind? Könnte Yod, der
Vater, die Wissenschaft bedeuten, Heh, die Mutter, das Gute sein
und Apollo, der Schöne, etwa der Sohn sein? Dann wäre die Tochter,
die Ganzheitlichkeit, nicht nur aus der Religion ausgemerzt worden,
sondern es hätte auch den Versuch gegeben, sie komplett aus der
Kultur zu löschen. Und dann wäre auch die Magie weiblich, eine
junge Frau: Diana, Sophia, Anima, Babalon. Ein wirklich interessanter
Gedanke und ich habe beschlossen diesen Gedanken nicht zu bekämpfen,
sondern ihn einfach zu erfühlen.
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XEPHYR
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Smile - you are on fido.ger.magie
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